In all deinen Farben

Buchseite und Rezensionen zu 'In all deinen Farben' von Bolu Babalola
3.65
3.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "In all deinen Farben"

Format:Broschiert
Seiten:320
Verlag: Eisele Verlag
EAN:9783961611317

Rezensionen zu "In all deinen Farben"

  1. 4
    26. Aug 2022 

    Lesenswerte Neuinterpretationen Geschichten der Mythologie...

    Bolu Babalola hat die schönsten Liebesgeschichten der Mythologie mit unglaublicher Frische und Lebendigkeit neu erzählt. Sie konzentriert sich auf die magischen Volksmärchen Westafrikas und erfindet auch griechische Mythen, alte Legenden aus dem Nahen Osten und Geschichten aus Ländern neu, die in unserer Welt nicht mehr existieren. Die Frauen in ihren Love Stories sind kämpferische Verfechterinnen ihrer Leidenschaft, verlieren aber nie den Blick darauf, dass die wichtigste Liebe von allen die Selbstliebe ist. Während in der Mythologie Frauen oft die Opfer männlicher Begierde sind, geben bei Bolu Babalola immer die Frauen den Ton an und nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. In all deinen Farben wechselt aufregend Perspektiven, Kontinente und Stile, durchschreitet Grenzen von Zeit und Raum – und feiert die Romantik in all ihren Formen. (Klappentext)

    13 Geschichten präsentiert dieser Band, dessen farbenfrohes Cover definitiv ein Hingucker ist. Liebesgeschichten? Mythologie? Beides Dinge, mit denen ich mich eher selten befasse, aber die Neuinterpretation reizte mich dann doch. Wie schafft man es, mythische Figuren aus den vergangenen Jahrhunderten in die moderne Zeit zu transportieren? Noch dazu, wie die Autorin in ihrem Nachwort verrät, stets mit einer starken Frauenfigur, die in der Lage und willens ist, eigene Entscheidungen zu treffen? Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, geht es in der Mythologie sehr oft um männliche Figuren, die letztlich auch die Entscheidungsgewalt haben.

    Osun, Scheherazade, Psyche, Attem, Yaa, Siya, Nofretete, Naleli, Zhinü, Thisbe, Tiara, Orin, Alagomeji. Das sind die Frauenfiguren, die den 13 Geschichten ihren jeweiligen Namen geben. Mir sagten immerhin Scheherazade, Nofretete und Psyche etwas, und ich habe gemerkt, dass ich beim Lesen ihrer von Bolu Babalola neuinterpretierten Geschichten aufmerksamer und interessierter war als bei den anderen Storys, eben weil mir die ursprüngliche Erzählung bekannt war. Was hatte sich verändert? Nun, bis auf die Namen und einige grundsätzliche Züge der Geschichte so ziemlich alles. Das geht vermutlich auch nicht anders, will man die Erzählung glaubwürdig in die heutige Zeit transportieren.

    Liebesgeschichten - hier in diesem Buch sind sie nicht zwangsläufig mit dem trypischerweise erwarteten Happy End versehen, jedenfalls nicht für jede:n. Eine Geschichte rief am Ende sogar eine Gänsehaut bei mir hervor. Die letzten drei Erzählungen sind keine Anleihen an die klassische Mythologie mehr, sondern stammen rein aus der Feder der Autorin. Zumindest bei der allerletzten Geschichte werden dann auch persönliche Bezüge deutlich, denn diese erzählt von der Liebesgeschichte von Mama und Papa Babalola.

    Um wirklich honorieren zu können, wie kreativ die Neufassung der Erzählungen der Mythologie geraten ist, müsste man wohl konsequent die jeweilige Originalfassung kennen. Gerade mit der afrikanischen Mythologie kenne ich mich jedoch gar nicht aus, und viele der Figuren stammen ursprünglich aus der Tradition afrikanischer Länder. Ich fand es trotzdem spannend, auch in diesen Kulturbereich einen kleinen Einblick zu erhalten, und auch ohne das Wissen um die Originalfassung konnten mich die meisten der Geschichten gut unterhalten und z.T. auch überraschen.

    Alles in allem eine ansprechende Sammlung von Kurzgeschichten, die ich allen, die dieses Format mögen und auch positiv eingesellt sind gegenüber starken Frauen und ein wenig Emotionen, wirklich empfehlen kann.

    Ein interessanter Blick über den Tellerrand...

    © Parden

  1. "You had me at Hello!"

    Liebe Bolu Babalola, „You had me at Hello”! Wer dem Charme von “In all deinen Farben“ nicht erliegt, hat kein Herz. Ich persönlich freue mich sehr, dass es mal solch einen Band mit schönen Rom-Com-Geschichten gibt! Dieses Buch macht viel richtig und wenig verkehrt und bietet unbeschwertes Leservergnügen. Es ist genau die Art von Leseglück, die es einfach zwischen all den (natürlich auch zu Recht gelobten und gelesenen) Romanen über dysfunktionale Familien, Klimawandel, Krebs, Demenz und Tod, Krieg, Weltuntergang, Vernachlässigung, Scheidung, prekäre Lebensverhältnisse, Armut, Heimatverlust, Intrige, Betrug und Gewalt auch mal braucht! Davon gibt es viel zu wenig – zumindest wenn man nach guter und fröhlicher Unterhaltung mit einem gewissen Anspruch sucht und nicht gleich in die Untiefen der ganz seichten Gewässer abtauchen möchte, bei denen man sich dann auch gleich noch sprachlich und stilistisch ärgern darf.

    Bolu Babalola liefert gehobene, anspruchsvolle RomCom-Geschichten, die dadurch, dass einige in Mythen verankert sind, gleich auch noch in gewisser Weise einen Bildungsauftrag erfüllen. Sie stattet ihre Heldinnen mit viel Empowerment aus und beherrscht die Genre-Klaviatur perfekt. Ich habe es genossen, dass ich mit Spannung und einem wohligen Bauchgefühl verfolgen konnte, wie Heldin und Held zusammenfinden. Zwar wusste ich natürlich, dass es immer gut ausgehen wird (das MUSS bei einer RomCom ja auch so sein), aber das sorgt gerade für den Harmonieeffekt, den man beim Lesen erfährt. Die Spannung entsteht hier dadurch, dass man letztlich nicht genau weiß, wie das Happy End erreicht werden kann. Bei den Mythen-Geschichten ist außerdem der Abgleich mit der eigenen Kenntnis (wenn vorhanden) über die Ursprungshandlung sehr interessant, aus dem Grund hätte ich mir zur Einordnung grundsätzlich einen umfassenden Verweis auf die verschiedenen Kulturkreisen entnommenen Urtexte gewünscht.

    Sprachlich machen die Geschichten ebenfalls viel Freude, bis auf die Tatsache, dass das „Funkeln in den Augen“, die „zuckenden Mundwinkel“ und das „Flattern im Bauch“ sowie Variationen davon vielleicht drei bis acht Mal zu oft bemüht werden – nicht in einer Geschichte, sondern auf den ganzen Band gesehen. Motivisch war mir der Bezug auf das die Stories verbindende „Gesehen werden“ ebenfalls zu deutlich und zu häufig – es hat mich in der Frequenz tatsächlich ein wenig genervt und unterstrich die im Handlungsablauf gegebene Ähnlichkeit zwischen einigen Geschichten noch zusätzlich. Ich hätte mir auch da ein bisschen mehr Variation gewünscht.

    Und: die Geschichten sind zu kurz. Jede davon (bis auf die letzte, die mir, weil sie nicht der Chick-Lit-Rom-Com-Formel entspricht, auch am wenigsten zugesagt hat), hätte das Potenzial für einen ganzen Roman gehabt, denn alle bieten wunderbare RomCom im Miniaturformat.

    Also „ Give Love a Chance“!

  1. 3
    11. Mär 2022 

    Frauen von heute

    Es sind alte Geschichten und Sagen, denen die Autorin ganz neue Kleider überstreift. Mal moderner, mal fast sagenhaft. Oft machen die jungen Frauen ihren Weg. Mitunter leben sie in gefährlichen Zeiten, manchmal sind sie privilegiert, manchmal sehen sie sich selbst mit Makeln behaftet. Doch wie in der Jugend so häufig, machen sie eine Zeit der Veränderung durch. Eine Zeit, in der ihnen Gefahren begegnen können oder auch die Liebe.

    Die meisten der hier vorliegenden Stories basieren auf bereits vorhandenen Geschichten, doch auch ein paar komplett selbst komponierte Kurzgeschichten kredenzt die Autorin den Leserinnen und Lesern. Es ist schon eine coole Mischung, mit etlichen ansprechenden Erzählungen mit Wurzeln aus der großen Teilen der Welt. Wenn allerdings manche Originale nicht so bekannt sind, kommt der Wiedererkennungseffekt ein wenig abhanden, der sonst dazu beitragen kann, die Abwandlung noch besser zu würdigen. Doch auch unabhängig davon, zeichnen die Kurzgeschichten häufig starke junge Frauen, die schnell Sympathie erwecken. Mitunter sind es Teenager mit der süßen ersten Liebe, mitunter kämpferische Amazonen, die doch auch eine empfindsame Seite haben oder auch gestandene Frauen, die sich doch nach einer verlorenen Liebe sehnen. In der Welt dieser Geschichten muss man sich erst etwas zurechtfinden, doch dann kann man den zuversichtlichen und positiven Tonfall richtig genießen.

    Ein echter Hingucker ist das Zuversicht und Frechheit ausstrahlende farbenfrohe Cover. Es weckt den Gedanken, das will unbedingt in mein Regal.
    3,5 Sterne